Sabine Fehrenbach
Von Rambos, Rang und Rudeltum
Die Macht sei mit dir…
Dominanz, Rangfolge, Rudelführer sind Begriffe, die in jeder Diskussion, in der es um Hundetraining geht, fallen. So viel an Hundeverhalten, was uns nicht gefällt, wird von den sogenannten Experten als „im Rang höher Streben“ oder eben “ der will dominieren“, erklärt. Zieht der Hund an der Leine, will er die Führung an sich reißen, zeigt er aggressives Verhalten, liegt das an seiner Stellung innerhalb der Familie und reitet er im Spiel auf Artgenossen auf, muss er aufs dringlichste gemaßregelt werden, weil er sonst im Begriff ist ein dominanter Hund zu werden?!?
Um ein wenig Licht, ins tiefe Dunkel des Hundetrainings zu bringen, sei erwähnt, dass die Wissenschaft den Begriff der Dominanz, seit mehr als 200 Jahren kontrovers diskutiert. Die Beziehungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe verschiedenster Spezies, wurden über die Jahre untersucht. Dabei ging es nicht nur um Caniden, sondern auch um Hummeln, Hühner und andere Tiere samt deren Hierachien. Immer wieder wurde der Begriff angepasst und verändert und bis heute gelang es der Wissenschaft nicht, eine einheitliche Definition zu finden.
„Schuld“ an den immer noch verbreiteten Irrtümern ist wohl David Mech, der in seinem 1968 erschienen Buches „The Ecology and Behavior of an Endangered Species“ von seinen Beobachtungen an Gehegewölfen berichtete. Obwohl er nachweislich seine eigenen Darstellungen revidieren wollte, blieb das Buch bis heute unverändert. https://www.usgs.gov/staff-profiles/david-mech?qt-staff_profile_science_products=3#qt-staff_profile_science_products
Nun stehen wir also da mit unserem Feindbild, von einem Hund, der alles dafür tun würde, um nur die Führung an sich zu reißen.
Der Geist des „Rangreduktionsprogrammes“ wird als gefährliche Lösung von Verhaltensproblemen verkauft, ausschließliche Handfütterung soll Ressourcenproblemen vorbeugen, als Erster durch die Tür gehen ( als Erster essen, hat sich bei Labradorbesitzern als äußerst schwierig herausgestellt ;), eigene Urinmarken setzen!, der Rudelchef sitzt immer erhöht, er beginnt ein Spiel und beendet es… ?!
An lächerlichen Aussagen dieser Art, gibt und gab es reichlich .
Irrwitzig, was Menschen alles machen, um den Rudelchef zu mimen. Genau diese Ratschläge haben über Jahre die Problematik noch verschärft.
Dominanz wird locker mit Aggression in einen Topf geworfen. Die Lösung liegt quasi auf der Hand… Alphawurf und das Problem ist behoben. Den eigenen Rang mal schnell aufpolieren, dann klappt das auch mit der Führerrolle…
Lassen sie sich nichts von vermeidlichen Hundeexperten vormachen, was sie als vernünftig denkender Mensch eh schon bezweifeln : ihr Hund zieht nicht an der Leine, weil er sie in irgendeiner Beziehung in Frage stellt, sondern weil die Umwelt dermaßen spannend ist, er übernimmt nicht die Weltherrschaft weil er auf dem Sofa liegt, genauso wenig kommt es zum Zwergenaufstand nur weil ihr Hund mit seinem Bällchen eine extra Runde dreht .
Wie souverän ein Partner ist, erlebt man durch Dinge wie Empathie, Fürsorge, Besonnenheit und Geduld.
Leben und Lernen sie mit ihrem Hund – seien sie die Lösung seiner Probleme und nicht ein weiteres Problem !
Und sollten sie einen Hundetrainer treffen, der Ihnen was von Rangreduktion und Rudeltum erzählen will, bringen sie ihn auf den Stand der Wissenschaft – die Hunde werden es ihnen danken!
Zur Lektüre sei allen Dominanz-, Rudel- und Rangtheoretikern folgendes empfohlen :
Dominance in domestic dogs – useful construct or bad habit? Dominance in domestic dogsduseful construct or bad habit? John W. S. Bradshaw, Emily J. Blackwell, Rachel A. Casey ://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1558787808001159
